Bericht der UWV-Internetredaktion
22.01.2016 - Autor: Internetredaktion/Klara
Aus dem Tagebuch eines ehrenamtlichen Flüchtlingshelfers
6.30 Uhr: Schlecht geschlafen. Wahrscheinlich zu viel über Familie Z. nachgedacht. Sie brauchen unbedingt eine eigene Wohnung und müssen raus aus der Gemeinschaftsunterkunft. Mal sehen, wie die Verwaltung helfen kann. Muss später nachhören, ob Herr B. Zeit hat und etwas veranlassen kann.
7.00 Uhr: Erster Anruf. Zwei Fahrräder können in Bleibuir bei Familie Sch. abgeholt werden. Anruf bei Martin. Prima, er kann sie abholen und verkehrstauglich reparieren.
7.22 Uhr: Abfahrt nach Zülpich. Aus einer Wohnungsauflösung können 2 Betten und ein Schrank übernommen werden. Franz, der versprochen hatte zu helfen, hat verschlafen. Dafür können wir 15 Minuten später als geplant noch einen weiteren Helfer abholen, den er organisiert hat. Zu Dritt geht es auf jeden Fall besser. Gott sei Dank nur 1. Stock.
9.10 Uhr: Kurze Kaffeepause auf der Rückfahrt nach Mechernich. Ein älteres Ehepaar tritt hinzu, grüßt und fragt, ob wir Verwendung für 2 Kissen und 2 Bettdecken haben. Frisch gereinigt und fast wie neu. Sie kennen mich vom gemeinsamen Kochen mit Flüchtlingen letzten Monat. Der Mann erklärt sich sogar bereit, die Sachen in die Sammelstelle zu bringen.
10.40 Uhr: Frau W. und ihr Sohn steigen ins Auto und ich fahre sie zum Kinderarzt. Während sie dort behandelt werden, hole ich den Dolmetscher im Rathaus ab und bringe ihn zu einer neu angekommenen Flüchtlingsfamilie. Niemand kann Deutsch oder Englisch und so muss er die Formalitäten für sie erledigen. Leider keine Zeit für einen Tee; danke fürs Angebot. Aber Frau W. wartet schon.
11.25 Uhr: Meine Frau berichtet am Handy, dass 2 Körbe mit Geschirr vor unserer Garage stehen. Ich rufe meinen Nachbarn an, der so freundlich ist und sie zu Familie Y. bringt. Dort wohnen 11 Personen unter einem Dach.
13.40 Uhr: Mittagspause. Leider unterbrochen von 3 Anrufen. Meine Frau ist nicht begeistert. Wenigstens die Mahlzeiten sollen ohne Telefon stattfinden.
14.10 Uhr: Unsere Nachbarn nehmen auf dem Weg zum Einkaufen 2 im Nachbarhaus neu zugezogene Mädchen mit zur Sporthalle. Sie sprechen kein Deutsch, spielen aber gerne Volleyball. Nachmittags fährt leider kein Bus. Meine Frau holt sie später dort ab, bringt aber vorher noch Bettwäsche und Schuhe zur Ausgabestelle.
16.20 Uhr: Muss mich bei meiner Schwester telefonisch entschuldigen; werde nicht pünktlich zur Geburtstagsfeier kommen können. B. und K. haben den letzten Bus verpasst, weil ihr Termin bei der Ausländerbehörde so lange gedauert hat. Ich fahre sie abholen und bringe sie nach Hause. Wir reden noch eine Weile. K’s Frau hat furchtbares Heimweh und will zurück nach L. Ich lade sie zum Waffelbacken nächsten Freitag im Bürgerhaus ein. Vielleicht muntert sie das Beisammensein mit anderen in der gleichen Situation ein wenig auf.
17.10 Uhr: Am Handy ist V. Sein Enkel hat sich das Knie aufgeschlagen. Ich rufe meinen Sohn an und er bringt die beiden auf seinem Heimweg von der Arbeit zum Arzt. Ich schalte mein Handy ab und fahre zur Geburtstagsfeier. Meine Schwester hat auf Geschenke verzichtet und überreicht mir einen Scheck über 165 Euro. Die Gäste haben ihr Geld geschenkt für die, denen es viel schlechter geht als uns. Danke dafür.